Yulia Fedorova
26 Nov 2021
Ein funktionierendes Supply-Chain-Management war schon vor der Pandemie wichtig.
Die Coronakrise hat jedoch für jeden sichtbar gemacht, wie abhängig wir von funktionierenden Lieferketten sind.
Die Auswirkungen werden aktuell eher noch größer als kleiner. Eine Umfrage des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME) hat ergeben, dass 89 Prozent der Unternehmen unvorbereitet in die Krise geschlittert sind.
Fehlende Ersatzteile und fehlendes Material sorgen für Produktionsausfälle. Zudem nagen höhere Beschaffungspreise an der Liquidität der Unternehmen. Die Lösungswege sind sehr unterschiedlich. Teilweise wurden Bestellungen storniert, andere Unternehmen haben zusätzliche Lagerbestände aufgebaut.
Die Probleme sind nicht auf die Industrie begrenzt, sondern lassen sich auch im E-Commerce und Einzelhandel beobachten.
Für die Zukunft wird es darauf ankommen, die Lieferketten mit einer größeren Resilienz zu versehen. Der BME empfiehlt dafür den regelmäßigen Austausch von Einkäufern und Lieferanten.
Perspektivisch sieht der Verband nur eine digitale Lösung, welche die gesamte Supply Chain transparent darstellt. Sie ist die schnellste und zugleich flexibelste Form, auf Störungen in der Lieferkette zu reagieren. Grundlage ist eine stärkere Vernetzung zwischen den beteiligten Unternehmen.
Innovative Software sorgt jedoch nicht nur für schnellere, flexiblere Lösungen der Supply Chain Probleme, sondern senkt die Kosten für die Logistik, die Lagerhaltung und die Instandhaltung. Durch die höhere Produktverfügbarkeit verbessert sich auch der Kundenservice, wodurch Stornierungen vermieden und Umsätze gesteigert werden können.
Diese fünf Gründe sprechen dafür, die Supply Chain umfassend zu digitalisieren.
Durch die Optimierung der Lagerhaltung lässt sich gebundenes Kapital für Investitionen freigeben. Wie Inventuren zeigen, sind analoge Bestandsführungen ungenau und haben einige weitere Risiken. Über eine digitale Software lassen sich die Lagerbestände optimieren.
Durch die Verhinderung eines zu hohen Warenbestands reduzieren sich die Lagerkosten. In Unternehmen, die ihre Logistik per Hand organisieren, führt häufig die Angst vor Engpässen zu einem übertrieben hohen Bestand. Dieser bindet unnötig Kapital. Um Lagerbestände zu optimieren, muss eine Firma auf Nachfrageschwankungen flexibel reagieren können. Intelligente Software koordiniert den Warenfluss so, dass eine übermäßige Lagerhaltung nicht nötig ist.
Damit reduzieren sich nicht nur die Kosten für die Lagerung. Unternehmen müssen sich ferner weniger Gedanken über Waren machen, die nicht mehr gefragt sind. Das Risiko der Entsorgung von Ladenhütern und damit von Kapital sinkt. In digitalen Lagern können Eingang und Abfluss in Echtzeit ermittelt werden. Damit bietet sich die Möglichkeit, schnell und flexibel auf eine veränderte Marktsituation zu reagieren. Die Automatisierung senkt ferner die Personalkosten im Lager.
Die IT verhindert die Schaffung von Überkapazitäten, weil sie rechtzeitig anzeigt, wenn Bestände nicht mehr in der vorgegebenen Zeit abfließen. Digitale Prozesse geben präzise Auskunft, wenn die Nachfrage anzieht oder sinkt. Unternehmen können flexibel die Produktion oder Beschaffung von Materialien am Markt ausrichten. Damit entfällt eine lange Lagerung. Bei Saisonware reduziert sich das Risiko einer Vernichtung aufgrund geringerer Nachfrage erheblich.
Durch Lieferengpässe entstehen Unternehmen enorme Schäden. Fehlen Material, Waren oder Vorprodukte, drohen Verzögerungen im Produktionsprozess oder sogar ein kompletter Stillstand. Ähnliches geschieht, wenn ein dringend benötigtes Ersatzteil für eine Maschine nicht lieferbar ist. Dadurch können Kunden nicht pünktlich beliefert werden und die Firma verliert an Reputation. Möglicherweise wird eine Vertragsstrafe fällig, welche die Marge empfindlich belastet.
Eine digitale Lösung zeigt in Echtzeit den Warenumschlag und kann daraus den genauen Zeitpunkt für das Auslösen des Bestellvorganges ermitteln. In der digitalen Supply Chain lassen sich Partner cloudbasiert auf der ganzen Welt vernetzen.
Lieferanten veröffentlichen Daten über ihre Kapazitäten und Auslastung. Dadurch lassen sich Kapazitätsengpässe frühzeitig erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Ferner können Zulieferer freie Ressourcen melden, um Bestellvorgänge auszulösen. Die Daten lassen sich jederzeit situationsbezogen ändern. Der Produzent des Endproduktes erkennt, welche Menge von einem bestimmten Bauteil produziert werden kann. So lässt sich ermitteln, ob die verfügbaren Ressourcen mit der Bestellmenge übereinstimmen. Bei Engpässen können so schnell Bestellungen bei anderen Zulieferern angestoßen werden.
Die Vorgänge lassen sich komplett automatisieren. Das System erkennt sofort, wenn eine Versorgungslücke entsteht und kann entsprechend reagieren. Auf diese Weise lassen sich Lieferengpässe vermeiden und zugesagte Liefertermine an den Kunden einhalten.
Um gegenüber den Kunden Lieferverpflichtungen jederzeit termingerecht zu erfüllen, ist eine hohe Verfügbarkeit von Kapazitäten und Ressourcen erforderlich. Auch die Leistungen der Zulieferer müssen immer im ausreichenden Maß vorhanden sein. Dabei geht es nicht nur um die Kapazitäten. Die Materialien und Vorprodukte müssen termingerecht für den Produktionsprozess zur Verfügung stehen. Im E-Commerce verlieren 65 Prozent der Unternehmen Kunden durch eine unzureichende Produktverfügbarkeit.
Ein Problem ist die Infrastruktur, also Verkehrswege wie Straßen, Schienen, Rohrleitungen oder Wasserwege. Wenn Häfen geschlossen sind, hat dies bei einem über die Erdkugel verteilten Zuliefernetz verheerende Auswirkungen auf die eigene Zuverlässigkeit. Produzenten können das Endprodukt nicht fertigen, Händler können Kunden nicht beliefern. Unternehmen müssen massive Einbußen ihrer Reputation fürchten.
Deshalb ist es wichtig, die Risiken für die Supply Chain zu kennen. Mit geeigneten Maßnahmen kann dann die Resilienz erhöht werden. Neben Problemen mit der Infrastruktur können Naturkatastrophen, Unfälle oder auch Pandemien Lieferketten gefährden. Eine weitere Gefahr sind politische Konflikte, wie sie beispielsweise im Zollstreit zwischen China und den USA zu beobachten waren.
Wichtiger denn je wird ein Portfolio an Lieferanten, das solche Risiken berücksichtigt. Neben der Effizienz muss auch die Resilienz eine wichtige Rolle einnehmen. Dazu gehört der Abbau einer zu großen Abhängigkeit von einem Zulieferer oder in eine bestimmte Region. Bei einem diversifizierten Lieferanten-Portfolio weicht das digitale Supply-Chain-Management bei Problemen mit dem Hauptlieferanten auf einen anderen Anbieter aus. Damit bleibt eine hohe Verfügbarkeit der Teile oder Waren erhalten, was eine termingerechte Vertragserfüllung ermöglicht.
Wie eine intelligente Vernetzung funktioniert, zeigt Amazon. Alle Waren sind ständig verfügbar und werden in kürzester Zeit an die Kunden geliefert. Planung, Absatzprognosen, Lieferprozesse, Lagerbestände und die Einkäufe sind komplett automatisiert. Alle am Prozess beteiligten Vorgänge von der Bestellung beim Lieferanten bis zum Versand an den Kunden sind in einer vernetzter Supply Chain integriert.
Das System prüft Nachfrageschwankungen, Bestände und Kapazitäten der Lieferanten, um eine ständige Verfügbarkeit der Waren zu garantieren. Probleme werden frühzeitig erkannt und umgehend durch geeignete Maßnahmen behoben. Die Datenerhebung und -analyse erfolgt ebenso in Echtzeit, wie Problemlösungen. Excel-Tabellen sind gegen diese Konkurrenz machtlos. Ideal ist die Digitalisierung der gesamten Supply Chain. Dies verhindert nicht nur die teure, zeitraubende Handarbeit, sondern verhindert auch Fehler durch Mitarbeitet.
Durch speziell zugeschnittene Algorithmen lassen sich Bestell- und Lagervorgänge so optimieren, dass alle Kundenwünsche termingerecht erfüllt werden können. Dabei ist es möglich, unbegrenzt viele Leistungspartner und Datenquellen miteinander zu verknüpfen, ohne den Überblick zu verlieren. Die Software hilft darüber hinaus, die Lagerbestände zu optimieren.
Die Nachfrage bei Verbrauchern ist volatil. Industrieunternehmen wie Händler benötigen Lösungen, welche diese Schwankungen in Echtzeit analysieren können. Durch die Digitalisierung der Supply Chain gelingt dies und hilft, Kunden zu halten und Umsätze zu steigern.
Sich ändernde Bedingungen registriert das System sofort und schlägt Lösungen vor, um die termingerechte Belieferung der Kunden sicherzustellen. Dabei können die Algorithmen jederzeit an neue Erfahrungen angepasst werden. Über eine smarte Bedarfsanalyse liefert das System eine intelligente Empfehlung zur Bestandsoptimierung. Automatische Prognosen der Lieferzeiten und Warnungen helfen, Kundenabwanderungen und damit Umsatzverluste zu minimieren.
Dabei können die Unternehmer jederzeit Bestandsparameter oder eine Produktsegmentierung selbst vornehmen. Das System liefert zahlreiche Performance-Daten, die eine schnelle Überwachung zulassen. Probleme können dadurch schnell identifiziert und gelöst werden. Entscheidungen für die Problemlösung werden durch die Simulation abgesichert. So lassen sich schnell verschiedene Lösungswege vergleichen, um den effizientesten zu wählen.